Die bewegte Geschichte der Grube Malapertus
- Grubenfeld "Malapertus"
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Das Grubenfeld Malapertus in Niedergirmes wurde am 10. Februar 1852 vom Königlichen Handelsministerium in Berlin auf Manganerze an Philipp Heyl aus Weyer bei Villmar verliehen. Er war dort Bürgermeister und Bergwerksunternehmer.
Die Erzförderung wurde auf Grube Malapertus erst 1860 aufgenommen und war dann auch nie sehr erfolgreich. Lediglich 1875 förderte die Grube etwa 300 t Manganerz im Tagebau und mit Kleinschächten.
- Die Malapertus zur Zeit der Buderus’schen Eisenwerke
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Bereits 1912 hatten die "Buderus’schen Eisenwerke" ein großes Kalkgelände bei Niedergirmes erworben. Dort, in direkter Nachbarschaft des Bergwerkes, wurde ein Kalkbruch begonnen, der die Sophienhütte und deren Zementwerk in Wetzlar mit Kalkstein versorgen sollte.
Im Jahr 1913 wurde Schacht 1 abgeteuft und nur ein Jahr später trieb man einen Untersuchungsstollen auf Brauneisenerz aus dem Lahntal vor, der gleichzeitig als Wasserlösungsstollen (Lahnstollen) diente.Schon 1919 fing man an einen Transportstollen in Richtung der Sophienhütte zu treiben (Dillstollen) und nur drei Jahre später einen weiteren Stollen in den Kalkbruch nach Hermanstein (Hermansteiner Strecke).
Aufgrund von Absatzmangels wurde 1923 der Kalkbruch stillgelegt und 178 Mann starke Belegschaft entlassen. Zwei Jahre später wurde der Schacht 1 zugeworfen und verfüllt.
Im Jahr 1927 beschloss man wieder mit der Förderung von Manganerz zu beginnen. Dazu wurde ein neuer Schacht abgeteuft, der heutige Schacht 2. Nur ein Jahr später wurde dieser fertiggestellt und ein neue Maschinenhaus errichtet.
Schon 1931 stellte man den Erzabbau auf der Grube Malapertus jedoch endgültig ein. Die vorhanden Grubenbaue wurden von nun an vom Kalkbruch in Niedergirmes genutzt. Statt Erz wurde jetzt Kalkstein untertage abgebaut.
Die beiden Kalksteinbrüche in Niedergirmes und in Hermanstein wurden 1934 zusammen mit den Untertageanalgen der alten Grube Malapertus bergaufsichtlich unter der Bezeichnung „Grube Malapertus“ zusammengelegt. - Nach dem zweiten Weltkrieg bis in die 2000er Jahre
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Ab dem Jahr 1956 war der Kalksteinbruch Hermannstein der Hauptförderbetrieb für das Zementwerk. Ein Jahr später stellte man die Förderung vom bergmännischen Tiefbau auf großflächigen Tagebau um.
Bis zur Stilllegung des Hochofens im Jahre 1981 wurde im Bruch Niedergirmes noch untertage Kalkstein als Zusatzmittel zur Eisenverhüttung gebrochen. In die vorhandenen Stollen der Grube Malapertus wurde eine Bandstraße verlegt, über die der Kalkstein aus beiden Brüchen ins Zementwerk transportiert wurde.
Im Jahr 1986 belief sich die jährliche Fördermenge der beiden Buderus’schen Kalkbrüche auf ca. 600.000 t. Die noch vorhandenen Vorräte wurden auf rund 15 Millionen Tonnen geschätzt.
Weiterhin werden über den "Hermansteiner"-Wassterlösestollen und den Lahnstollen die anfallenden Grundwasser von beiden Brüchen in die Lahn geleitet.
Der ältere „Kalkbruch Niedergirmes“ befindet sich allein auf Niedergirmeser Gemarkung; der große „Kalkbruch Hermannstein“ liegt zu etwa 42 % auf Niedergirmeser Gebiet, zu etwa 43 % auf Hermannsteiner Gemarkung, und zu etwa 15 % in Naunheim. - Zukunft der Grube Malapertus
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Anfang 2003 erwarb der Konzern „HeidelbergCement AG“ das „Zementwerk Buderus“ und legte dies zum 31.12.2010 still, womit die Schließung der beiden zugehörigen Kalksteinbrüche einherging.
Seitdem wird das Bergwerk vom 2011 gegründeten „Förderverein Grube Malapertus e. V., Wetzlar“ kommissarisch betreut und in Stand gehalten.
Derzeit wird der Kalksteinbruch Hermannstein als Bauschutt-Deponie betrieben. Im alten Kalksteinbruch Niedergirmes soll zugleich die steile Nordwestwand angeböscht werden, um die erkennbare Gebirgsbewegung am Bergwerk Malapertus zu stoppen.
Seit 2014 werden die 2. und 3. Tiefbausohle dieses Bruches, welche bisher mit Oberflächenwasser gefüllt waren, wieder gesümpft.
Sie sollen verfüllt und zu einem Feuchtbiotop umgewandelt werden.